Die meisten Arbeitnehmer wollen ihren festen Schreibtisch haben, tägliche Routinen und wenig Veränderung. Doch fragt man die sogenannten Digital Natives, wie der Immobiliendienstleister CBRE in der Studie „Fast Forward 2030“, so erfährt man: Die junge Generation will eine sinnvolle und erfüllende Arbeit haben. Sie will Freiräume haben: bei der Gestaltung ihres Tages und bei Entscheidungen. Auch Unternehmen fordern mehr und mehr von ihren Angestellten, eigene Ideen einzubringen und sie selbstbestimmt umzusetzen. Anders können Innovationen auch kaum entstehen.
Den Megatrend New Work prägte der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann. Er gibt damit eine mögliche Antwort, wie eine digitalisierte Welt ohne Routinejobs aussehen kann, eine Wissensgesellschaft, in der sich Werte wandeln hin zu mehr Selbstständigkeit, mehr Freiheit und mehr Teilhabe an der Gemeinschaft. Bergmann sieht in der neuen Arbeitswelt einen Mix aus Lohnarbeit, Selbstversorgung durch moderne Technik und sinnhafter Arbeit. Der Wandel ist bereits in vollem Gang: demographisch, technologisch und sozial beflügelt.
Der steigende Wettbewerb lässt die Zahl der günstigen und flexiblen Cloud-Worker steigen, die sich an jedem Ort der Welt Aufträge suchen und sie bearbeiten können. Gleichzeitig hat der demografische Wandel bereits zu einem Fachkräftemangel geführt. Unternehmen bewerben sich um Mitarbeiter – durch mehr Mitspracherechte, interessante Projekte und einer ausgewogenen Work-Life-Balance.
Vielfalt wächst – Unternehmen reagieren
Die bereits spürbaren Anfänge der New Work haben wir skizziert: Orte und Arten des Arbeitens sind bereits vielfältiger geworden – digitale Technologien machen es technisch möglich und die Unternehmen bauen bereits ihre Organisation um: stellen Arbeitsabläufe meilenstein-orientiert ein. Die Bindung an feste Arbeitsorte löst sich damit nach und nach auf, an den klassischen „Nine-to-Five-Job“ und an starre Organisationsstrukturen.
Angestellte sind von Orten unabhängig: Überall kann man Telefonkonferenzen führen, Tabellen erstellen und E-Mails schreiben – im Café, im Park oder weiter im Büro, das heute oft im wohnlichen Ambiente gestaltet ist. Lange Schreibtischreihen wird es nicht mehr geben, weil es schlicht keinen Grund mehr gibt, auf diese Weise zu arbeiten. Die kreativen Arbeiter werden mehr und mehr selbstständig – und das in Festanstellung.
Tablet, Smartphone, Laptop – Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter nur mit der passenden Hard- und Software ausstatten und entfesseln sie somit vom Schreibtisch, geben die größere Entscheidungs- und Entfaltungsfreiheit, die sich die Arbeitsgeneration der sogenannten Digital Natives laut der bereits erwähnten Studie „Fast Forward 2030“ wünscht.
Doch dürfte auch klar sein, dass diese Entwicklung nicht in allen Branchen gleich schnell vonstatten gehen wird. Es wird noch eine Weile dauern, bis Fertigungsstraßen im produzierenden Gewerbe vollautomatisch laufen werden. Der Schritt vom Bediener einer Maschine zum selbstbestimmten Mitarbeiter ist groß – noch ist unklar, wo hier neue Aufgabengebiete liegen.Doch wenn der Wandel stattfindet, müssen Unternehmer ihre Mitarbeiter in eine neue Art der Zusammenarbeit einbetten. Ohne Struktur entsteht unproduktives Chaos – auch wenn die Studie den Digital Natives konstatiert, dass sie große Netzwerke gut managen können.
Netzwerke machen den Erfolg aus
Effizienz wird auch in der agilen Arbeitswelt vor allem durch sinnvolle Abläufe der Arbeit geschaffen. Dabei spielen Hierarchien eine untergeordnete Rolle: In der neuen Arbeitswelt ist die Kultur eines Unternehmens durch flache Hierarchien geprägt, durch Flexibilität und durch Partnerschaft: Umstellungen, die Unternehmer nicht unterschätzen sollten. Netzwerke und Teams sind für die neue Arbeit zentral.
Eine Netzwerkstruktur benötigt Technologien. So sollten Angestellte z.B. mit ihren eigenen Wunschgeräten arbeiten können und sich auch damit ihre persönliche Work-Life-Balance schaffen – je nachdem, wie die Familie des Angestellten tickt oder ob man ein Frühaufsteher oder eine Nachteule ist. Dazu sollten Informationen losgelöst von Zeit und Raum verfügbar sein. Ein integriertes Wissensmanagement ist dafür eine wichtige Grundlage. So finden auch Mitarbeiter, die unterwegs oder im Home-Office sind, die gesuchten Informationen jederzeit an einer zentralen Stelle und können sie bei Bedarf aktualisieren.
Manche Unternehmen gehen noch weiter und stellen Teams nach Bedarf zusammen. Die Führung der jeweiligen Projektteams wechselt. Es wird sehr unabhängig gearbeitet. Chefs sollten den Drang zur Kontrolle zügeln und mehr Vertrauen haben – sonst untergraben sie Netzwerke und Motivation. Je weniger die Chefs ein Netzwerk kontrollieren, desto mehr Freiraum, um produktiver und kreativer zu arbeiten, lassen sie den Mitarbeitern. Das beflügelt die Innovationskraft eines Unternehmens.
Doch als Steuerer bleiben die Chefs wichtig. Sie führen auf Sicht und nicht nach Plan, denn die Umstände können sich schnell ändern. Führungskräfte der Zukunft sollten die Dynamik eines Startups mit der Effizienz traditioneller Hierarchien verbinden können. Das ist ein wirklich hoher Anspruch. Aber funktionierende Netzwerke sind im Unternehmen und privat die Organisationsform der Zukunft.
Heute kann das Büro in der Hängematte sein
Angeblich soll die Produktivität in den Unternehmen steigen, wenn sie die neuen Freiheiten gewähren und mit Technologie unterstützen. Stimmt dies wirklich? Nicht jeder Mitarbeiter kann in der Hängematte besser arbeiten: Das hängt stark von seinen Aufgaben und seiner Persönlichkeit ab.
Wenn man dem Wunsch mancher Angestellter nachkommt und maximale Flexibilität bei ihrer Arbeit gewährt, brauchen im Grund alle Angestellten eines: Disziplin und schnelle Anpassungsfähigkeit. Die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren, wird zur zentralen Qualifikation. Die Kompetenzen, die Angestellte einbringen sollten, erweitern sich. Benötigt werden in der neuen Arbeitswelt eine kreative und soziale Intelligenz.
Seien Sie vorbereitet
Bevor sie dem verlockenden Trend zur „neuen Arbeit“ folgen, sollten sich Unternehmen darüber klar werden wie die eingesetzten Ressourcen wirklich produktiv werden. Welche Tätigkeiten benötigen Anwesenheit und persönlichen Austausch? Wie sind Arbeitsabläufe gestaltet? Wie kann Erreichbarkeit sichergestellt werden? Wie wird Wissen ausgetauscht? Wie soll der Büroraum gestaltet werden: Ist es ein Ort der Begegnung und braucht es Rückzugsräume?
Wir können davon ausgehen, dass wir mehr und mehr zur Wissensgesellschaft werden und Arbeit neu definiert wird. Das ist eine große Chance und eine Transformation, auf die sich Unternehmen gut vorbereiten sollten – nicht nur auf der technischen Seite. Dabei ist es wichtig, das Wissen im Netzwerk zu sichern und abrufbar zu machen – gerade wenn sich Situationen im Unternehmen stark ändern. Das macht SABIO möglich.